Unter dem Begriff „Scheidenflora“ versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien und Pilze), die Vagina und Vulva besiedeln.
Die Scheidenflora, auch „vaginales Mikrobiom“ genannt, setzt sich in erster Linie aus „Lactobacillen“, besser bekannt als „Milchsäurebakterien“, zusammen. Diese sorgen für ein gesundes Gleichgewicht und schützen Vagina und Vulva vor Infektionen und der überschießenden Ausbreitung von potentiell gefährlichen Pilzen und Bakterien. Unter dem Einfluss des Hormons Östrogen produzieren die Laktobazillen Milchsäure, die dafür sorgt, dass das Scheidenmilieuim sauren Bereich (pH-Wert von ca. etwa 3,8 – 4,4) bleibt. Der pH-Wert unserer Haut beträgt im Vergleich dazu etwa 5,5, weshalb normale Duschgels auch nicht für den Intimbereich geeignet sind.
Eine gesunde Scheidenflora ist ein wichtiger Schutzschild gegen Eindringlinge. Gerät sie jedoch ins Ungleichgewicht, kann sie sich ohne Unterstützung von außen kaum wieder erholen. Dann sind Vagina, Vulva und auch die Blase anfälliger für zusätzliche Infektionen aller Art.
Scheidenflora stärken: Hilfe von innen
Um ein gesundes Scheidenmilieu zu fördern, ist es wichtig, das Immunsystem als Ganzes zu stärken. Gesunde, abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und bewusste Stressreduktion unterstützen die körpereigene Abwehr und helfen dabei, unser Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten. In Hinblick auf die Ernährung kann es hilfreich sein, präbiotische Lebensmittel (wie z.B. Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Joghurt, eingelegtes Gemüse oder auch Sauerkraut) auf den Speiseplan setzen. Wenn das nicht reicht, können vorrübergehend Probiotika auch in Form von Pulver oder Tabletten eingenommen werden. Die richtige Intimhygiene spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Am besten ist reines Wasser, die Scheide sollte innen nie mit Waschlotionen oder Seife behandelt werden. Die Reinigung der Vulva kann gelegentlich mit pH-neutralen Seifen oder Lotionen unterstützt werden.
Wenn die Scheidenflora kippt
Manchmal verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen Milchsäurebakterien und Darmbakterien. Dann kann es sein, dass zum Schluss gar keine Milchsäurebakterien mehr da sind. Das merkt man daran, dass der Geruch des Scheidensekrets unangenehm wird, manchmal sogar „fischig“. In so einem Fall muss man zuerst die „falschen“ Bakterien reduzieren (mit systemischer oder lokaler antibakterieller Therapie), und dann mit Vaginal-Kapseln mit Milchsäurebakterien die Milchsäurebakterienflora wieder aufbauen. Ohne Vorbehandlung, nur mit Milchsäurebakterien, funktioniert das meistens nicht, weil die von außen zugeführten Milchsäurebakterien im feindlichen Milieu sofort absterben. Parallel zu den Milchsäurebakterien zugeführte Milchsäure (z.B. durch Cremes) kann beim Wiederaufbau der Flora unterstützend wirken.